Chopfgsudu 6

Ich habe wieder mal Zeugs gelesen. Leserbriefe. Ich sollte es besser sein lassen. Besonders auf Social Media. Aber ich habe kein Gegenmittel dafür.


Social Media. Simulierte Reputation. Die billigste Reputation, die sich Mensch kaufen kann. Oder ist es doch die teuerste, weil es gesellschaftlicher Selbstmord Ist?


Alle sagen, mein Leben sei langweilig. Sie mögen recht haben. Aber wenigstens ist es mein eigenes.


Im Zeitalter von Social Media ist Stille das teuerste, das einer sich leisten kann. Und zugleich das verdächtigste. 

Der Preis ist der Verlust sozialer Kontakte, die früher die Reputation waren. Heute wird diese nur noch durch Lärm geschaffen. Wer sich dem entzieht, verweigert praktisch die eigene Existenz.

Hörst du mir überhaupt zu?


Das Dilemma ist nicht der Narr, der närrisch bleibt, sondern wir, die mit hochgezogener Braue zu seinem grössten Publikum werden.


Wer kompromisslos meckert, darf sich nicht wundern, im Albtraum zu erwachen.

Irgendwann schlägt die Regierung mit Bevormundung zurück.


Demokratie ist die Kunst der Langsamkeit.

Wer seine Idee mit der Eleganz eines Brecheisens vorträgt, hält die Mehrheit für dümmer als sich selbst.

Was ja manchmal stimmen mag, nur hilft das der Idee nicht.


Der Wähler liebt die Lüge; die Komplexität ist ihm ein Graus – Links wie rechts. 

Die Politik folgt nur der schlichtesten Nachfrage.

Hat das Volk, das die Wahrheit nicht will, überhaupt ein Anrecht auf eine bessere Regierung?


Bei Lichtenberg hiessen sie Sudelbücher, seine Notizen, die er hinterliess. Sie waren zu meiner Gymnasialzeit eines meiner literarischen Vorbilder aufgrund seiner Aphorismen.

Bei mir heisst das “Chopfgsudu”. Kopfgesudel, annähernd übersetzt. Gedanken, die losgelöst von allem im Kopf rumschwirren und raus wollen. In Form von Epigrammen oder Aphorismen.

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