Der Zauberberg – Thomas Mann

„Yes, Sir, there are Wakwak in the forest, Sir… half Vampire, half tawo, man… Take your blood…can fly faster than motorbike… Very dangerous!“

Der alte Mann sieht mich ernst an, als hätte er gerade die Welt erklärt. Ich schlucke.

Alle Menschen rieten mir ab, auf den Mt. Bandilaan zu fahren. „Zu gefährlich für Motorräder,“ sagten sie. Selbst die Tuktuc-Fahrer warnen mich, die ja eigentlich Geld verdienen würden. Meine Alarmglocken bimmelten wild. Wieso will niemand, dass ich da rauf fahre?

Der alte Mann nickt langsam. „Yes… in the forest, Wakwaks live… better you stay here…“ Aha. Die hatten alle Angst vor bösen Wesen. Ich schaue die Straße hinauf, trocken, harmlos. Aber die Warnungen hängen in der Luft wie dichter Nebel.

Ich starte das Motorrad. Staub wirbelt auf, wirbelt in die Luft, wirbelt ins Gesicht, Dschungel links, Abgrund rechts, die Maschine stöhnt, knarzt, quietscht, meine Gedanken kreischen. Trockenheit mein Freund, Nässe Sitan, der Gott der philippinischen Unterwelt. Die Straße windet sich wie eine Schlange, jeder Kieselstein ein Sprungbrett, jeder Ast ein kleiner Schrecken.

Der Heilergarten taucht auf, eine Biegung weiter. Verlassen. Keine Schamanen. Keine Trommeln. Nur Pflanzen, die wie wachsame Wächter starren, alte Tische, die flüstern zu wollen scheinen, Flaschen mit eingetrocknetem Zeug, als hätten sie Geschichten zu erzählen. Ich bleibe stehen, unsicher. Nicht wegen Wakwak. Nicht wegen der Straße. Sondern: Betrete ich verbotenes Land? Verletze ich Gefühle, wenn ich hier bin? Habe ich das Recht, hier zu sein, auch wenn ich nicht an Geister glaube?

Der Zauberberg-Effekt trifft mich wie ein Schlag: jede Bewegung hier hat Gewicht. Die Pflanzen, die alten Tische, die Flaschen – sie starren, sie warten, sie prüfen. Es ist nicht Angst, es ist nicht Wakwak – es ist die Lektion: Neugier genügt nicht. Respekt ist die Bedingung, um hier zu sein. Egal ob offiziell erlaubt oder tabu.

„Ayaw ka mo kabalaka, anak… Dili ni forbidden place. Pwede ka mo sulod. Walay masuko.“

Keine Sorge, Kind. Kein verbotenes Land. Du darfst hier sein.

Wie aus dem Nichts erscheint die alte Frau. Schnell, lautlos, ein Schock. Ich fühle mich plötzlich unsicher: Gibt es auf Siquijor doch Geister? Raus aus dem Wald!

Die Straße nach oben wird enger, steiler, verrückter. Der Abgrund rechts schreit, der Dschungel links wispert. Meine Gedanken tanzen zwischen Furcht, Staunen und absurdem Humor. Der Gipfel öffnet sich. Insel, Meer, Himmel – alles ein Schlag ins Gesicht. Ich lache.

Gedanke: So hoch… so klein… alles absurd, alles überwältigend. Wakwak? Vielleicht. Oder nur mein Herz, das überdreht.

Rückweg, Regenwald. Die Sonne bricht durch die Blätter wie ein grelles Spotlight. Alles glitzert, alles springt. Ich halte an, lasse die Wärme auf mich fallen. „Why call it Rainforest? Sunny forest pa lang, noh…“ Wieso spreche ich plötzlich Taglishaya mit mir selbst? Bin ich verzaubert? Vögel scheinen zu kichern, Blätter poltern, kleine Äste schlagen wie Trommeln. Die Gedanken springen: Geister? Vielleicht doch…? Ich fühle mich unwohl, frage mich, ob es richtig war, diesen Sonnenwald zu betreten. Kurz absurd still. Dann weiter, Abgrund, Dschungel, Heimfahrt. Gut geschlafen. Ohne Albträume.

Nicht der Weg macht Angst – sondern die, die ihn nie gegangen sind und trotzdem reden. Halbwissen, große Klappe. Ich bin gegangen, habe gesehen, gespürt, erlebt.

„Ang lesson? Don’t just talk, walk it. Naaah? Or Wakwak eats you… maybe.“

Mein persönlicher Zauberberg-Moment: den Stillen gebührt Respekt, nicht den Schreiern. Und Geister? Nun ja, vielleicht gibt es sie nicht… oder sie haben mich schon längst gesehen.

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