„Kuya… Kuya…“, ruft die Nachbarin wieder, und jedes Mal klingt es, als würde der Alpöhi mich über den Hof rufen – nur mit weniger Bart und mehr Flipflops.
Ich sitze auf meiner Veranda, allein mit meinem Teller Reis und Adobo, als plötzlich ein Schmetterling darauf landet. Einfach so. Kein Respekt vor privaten Mahlzeiten. Er tänzelt auf dem Reis, als sei er zum Abendessen eingeladen. Ich starre ihn an. Er mich auch.
Für einen Moment überlege ich, ob das nun schön oder unhygienisch ist. Dann entscheide ich mich für schön. Weil – warum nicht?
Während der Schmetterling über meinen Löffel spaziert, ruft die Nachbarin noch einmal „Kuya!“. Ich antworte nicht sofort, denn ich frage mich gerade, ob ich jetzt noch alleine bin – oder ob ich offiziell Gesellschaft habe.
In der Schweiz hätte ich den Schmetterling verjagt. Hier überlege ich kurz, ob ich ihm noch Sojasauce anbieten soll.
Ich stehe auf, der Schmetterling fliegt davon – beleidigt vielleicht –, und ich gehe zur Nachbarin. Sie wollte nichts Bestimmtes, einfach fragen, ob alles gut ist. Kein Gespräch. Kein Drama. Nur Anwesenheitskontrolle auf philippinisch.
Ich nicke. Alles gut.
Vielleicht war Heidi auch nur glücklich, weil immer jemand „Heidi!“ gerufen hat – selbst wenn es nur der Schmetterling war.
Sorry. Ziegen.
Einsam ist man erst, wenn man nicht mehr beobachtet, oder?
