Ihr seid ja sowieso dagegen. Also kann ich für einmal meine Narrenfreiheit eines Carabao beanspruchen und so ordentlich böse daherreden.
„Guten Abend, meine Damen und Herren. Willkommen zur grossen Abschiedsshow der Schweizer Selbstherrlichkeit. Haben Sie sich heute schon souverän gefühlt? Oder war das nur das kalte Grausen, weil Sie gemerkt haben, dass wir im Jahr 2025 in der Weltpolitik ungefähr so viel zählen wie ein abgelaufener Cumulus-Gutschein?
I. DIE ANALYSE: DAS PENTAGON DER MÄCHTE
Hören Sie auf, von 1990 zu träumen! Die Welt ist kein Streichelzoo mehr. Sie ist ein Hinterhalt, aufgeteilt unter fünf globalen Raubtieren, die keine Partner kennen, sondern nur Beute. Wer in diesem Fünfkampf der Giganten glaubt, man könne ‚neutral‘ am Pistenrand stehen, wird als Erster über den Haufen gefahren:
USA: Ein rücksichtsloses Imperium unter Trump 2.0, das Zölle als Schutzgeld eintreibt. Wer nicht kniet, wird ökonomisch exekutiert.
China: Eine digitale Diktatur, die den Planeten mit billigen Waren flutet und Gehorsam als Währung verlangt.
EU: Der einzige Club, in dem wir eigentlich Mitglied wären, wenn wir nicht so obsessiv mit unserer Bauchnabelbeschau beschäftigt wären. Sie mauern sich ein, um gegen die USA und China zu bestehen.
Indien: Ein demografischer Koloss, der auf unsere ‚Werte‘ pfeift und nur noch nach dem Gesetz der schieren Masse verhandelt.
Russland: Ein Tankstellenbesitzer mit Atomraketen, der Europa in ständiger Atemnot hält.
II. Der Blick aus dem Reisfeld: Was uns Singapur und die ASEAN lehren
Schauen wir nach Südostasien. Man erzählt uns in Bern gerne die Lansis (Täuschung), Singapur sei nur deshalb so schnell, weil es eine ‚wohlwollende Diktatur‘ sei. Das ist Bullshit. Singapur ist deshalb schneller, weil dort Politik als Überlebensstrategie verstanden wird und nicht als Arena für egozentrische Machtspielchen polarisierender Parteien.
Singapur ist der Motor der ASEAN – ein Block von 670 Millionen Menschen. Glauben Sie, die Indonesier oder Vietnamesen lieben sich alle? Sicher nicht. Aber sie haben eines verstanden: Wenn sie gegenüber China oder den USA einzeln antreten, werden sie zerquetscht wie eine reife Mango unter einem Büffelhuf. Die ASEAN ist eine Zweckgemeinschaft gegen die Erpressbarkeit. Wer in Asien allein steht, ist tago (versteckt) oder tot. Souveränität heisst dort: Teil eines Schwarms zu sein, der gross genug ist, um nicht gefressen zu werden. Insofern zeigt uns die ASEAN, wie wir künftig mit den 5 globalen Mächten umgehen könnten. Wenn wir denn mit der EU zusammenarbeiten würden.
III. DIE ABRECHNUNG MIT DEN TOTENGRÄBERN
Aber da gibt es ja die Gegner. Nicht wenige. Eigentlich fast alle. Und jeder hat die Weisheit mit dem Löffel gefressen. Ich dafür die Wyssheit mit der Suppenkelle.
1. An die SVP & die Souveränitäts-Vampire: Die Freiheit des Hamsters im Rad
Ihr schwurbelt von ‚Fremden Richtern‘, während ihr euch vor ‚Fremden Despoten‘ in den Staub werft! Was ist das für eine Freiheit, wenn man demütig Goldbarren und Rolex-Uhren ins Oval Office trägt, damit der grosse Meister uns nicht ganz zerquetscht? Eure Souveränität ist ein leeres Gehäuse. Ihr feiert das Nein zu Brüssel, während wir in Washington um 15 % Zollgnade winseln. Wahrheit: Wer am Tisch der EU nicht mitredet, der frisst am Ende, was die Grossen übriglassen. Ihr verwaltet nicht unsere Freiheit, ihr verwaltet unseren Abstieg in die totale Bedeutungslosigkeit.
2. An die Gewerkschaften & den Lohnschutz-Kult: Den Ast absägen, auf dem man streikt
Ihr seid Weltmeister darin, den Lohnschutz zu verteidigen, bis kein einziger Industriebetrieb mehr im Land ist, der diese Löhne zahlen könnte. Ihr blockiert die Integration aus Angst vor dem Installateur aus Portugal, während die Pharma-Riesen und Maschinenbauer ihre Fabriken längst nach Ohio oder Polen planen. Wenn die Fabriktore erst einmal zu sind, könnt ihr euren Lohnschutz einrahmen und übers leere Archiv hängen. Wahrheit: Ein EU-Beitritt ist der einzige Weg, unsere Exportindustrie – und damit eure Jobs – im grössten Binnenmarkt der Welt zu verankern. Alles andere ist solidarische Selbstzerstörung!
3. An die Bauern – Die vergoldete Folklore-Truppe:
Euer Widerstand ist das teuerste Hobby der Nation. Das Ballenberg landesweit. Ihr verkauft uns ‚Ernährungssicherheit‘, während ihr ohne Import-Dünger und Import-Diesel keine Kartoffel aus dem Boden kriegt. Ihr habt Angst vor Brüssel? Schaut euch den US-Deal an! Da werden wir mit Chlorhühnern und Bisonfleisch zwangsbeglückt, nur damit die Industrie überlebt. Wahrheit: Ohne EU-Schutzschirm seid ihr die erste Verhandlungsmasse, die bei jedem bilateralen Knebelvertrag geopfert wird. Lieber ein Bauer in Europa als ein Bauernopfer für Trump.
4. An die „Goldbarren-Milliardäre“ (System Gantner): Die Arroganz des Geldsacks
Leute wie Fredy Gantner glauben, Weltpolitik sei eine Private-Equity-Transaktion. Ihr wedelt mit Gold und glaubt ernsthaft, ihr hättet die Schweiz ‚gerettet‘. In Wahrheit habt ihr nur gezeigt, dass wir erpressbar sind. Ihr schwächt unsere Position in Europa, nur um euch als heimliche Weltmänner zu profilieren. Euer ‚Kompass‘ zeigt direkt in den Hintern von Donald Trump. Wahrheit: Ihr verkauft unsere langfristige Stabilität für einen kurzfristigen Deal, der nicht einmal das Papier wert ist, auf dem er nicht steht.
5. An die Bilateralisten
Die meisten glauben, die Bilateralen seien der Geniestreich der 90er Jahre. Stattdessen ist er die Einbahnstrasse in die Fremdbestimmung. Wir sind Passiv-Mitglieder in einem der 5 angesagtesten Klubs dieser Welt. Nicht mehr, nicht weniger. Wahrheit: Wie das mit Passiv-Mitgliedern so ist, es sind die ersten, die rausfliegen, sollte sich der Klub mal reorganisieren.
6. An die knapp 20% Beitrittsbefürworter
Betretenes Schweigen. Warum schämt ihr euch, für eure Ideen einzustehen? Ich möchte euch hören, gerade in dieser Zeit, wo wir von einem Problem zum andern rennen.
IV. DAS FAZIT: BEITRITT ODER BEERDIGUNG
Machen wir es kurz: Der EU-Beitritt ist keine Liebesheirat. Es ist eine Überlebens-Versicherung. In dieser 5-Pole-Welt gibt es keine neutralen Zwerge mehr. Entweder wir werden das 28. Mitglied mit Stimmrecht, Veto und einer Stimme, die gehört wird – oder wir bleiben das gallische Dorf, nur ohne Zaubertrank und mit einer Regierung, die bei jedem Windstoss aus Übersee Schnappatmung bekommt und höchstens auffällt, wenn eines ihrer Gnadengesuche wieder einmal bewilligt wurde.
Hört auf zu träumen. Wacht auf. Bevor uns die Souveränität so fest um den Hals liegt, dass wir gar keine Luft mehr bekommen.“
Souveränität ist die Kunst, am Tisch zu sitzen, wenn die Speisekarte geschrieben wird. Wer lieber vor der Tür wartet, muss sich nicht wundern, wenn er am Ende die Rechnung für ein Menü bezahlt, das ihm gar nicht schmeckt.
