Meine medizinische Versorgung

Ich wurde gefragt, welche Gedanken ich mir wegen meiner medizinischen Versorgung hier in den Philippinen mache, besonders mit meinem Herzschrittmacher und fortschreitendem Alter. Entwicklungsländer sind je nicht gerade berühmt für eine qualitativ hochstehende Medizin.

Zunächst mal: Ich habe genau aus dem Grund meinen Wohnsitz in der Schweiz behalten, damit ich das Recht habe, eine Krankenkasse nach schweizerischem Gesetz abzuschliessen. Ja, du hast richtig gelesen. Ich denke, wir haben ein Krankenkassenrecht und keine Krankenkassenpflicht. Als ich mich über Alternativen bei internationalen Versicherungen informierte, wurde schnell klar, dass nur wenige noch Kunden aufnehmen die über 61 Jahre alt sind. Und wenn, werden sämtliche Vorleiden ausgeschlossen. Und dazu sind sie extrem teuer. Mich hätte so eine Versicherung weit über 2000 Franken im Monat gekostet. Zudem habe ich eine Zusatzversicherung, die bei Notfällen im Ausland einspringt.

In der Folge spreche ich über jährliche Checks und kleine Leiden, meinen Herzschrittmacher sowie der Fall, wenn es ganz schlimm würde, wie bei meiner Mutter, die weit über 10 Jahre mit Demenz lebte und dann mehrere Jahre in einem Pflegeheim verbrachte. Zum Schluss verliere ich noch ein paar Worte zu meiner Versicherung, die ich, auch wenn sie möglicherweise nicht die allerbilligste ist, unter keinen Umständen wechseln werde.

Jährliche Checks und kleine Leiden

Als ich aus Bicol wegzog und mir einen anderen Wohnort aussuchte, war die medizinische Versorgung eines der wichtigsten Kriterien. Bicol hat zwar in Legazpi ein Universitätsspital, aber meine Erfahrungen waren alles andere als positiv. Andere Spitäler waren zu weit weg (Bicol ist sehr gross und verkehrstechnisch nicht beonders gut erschlossen). Hier in Negros habe ich ein amerikanisches Universitätsspital, das ich in einer halben Stunde erreichen kann (Siliman Medical Center). Es gibt weiter ein staatliches Provinzspital, eine religöse Klinik (Holy Child) und zwei private Spitäler (ACE und Polymedic).

Für erste Abklärungen und einfache Leiden bin ich also gut versorgt. Die Kosten? Erst letzte Woche besuchte ich einen Arzt im Siliman Medical Center, liess Blut und Urin testen und hatte eine Ultraschalluntersuchung des Abdomen (Unterleib) und nicht zuletzt einen PSA-Test. Kosten, knapp 200 Franken. Mich und die Versicherung käme es teurer, hätte ich die Untersuchungen in der Schweiz machen lassen. Das ist mein Beitrag zur Entlastung der Gesundheitskosten in der Schweiz.

Herzschrittmacher

Mein Schrittmachere müsste alle 6 Monate geprüft werden. Das würde zwei Flüge pro Jahr in die Schweiz bedeuten. Mit dem Kardiologen und der Herstellerfirma habe ich mich jedoch geeinigt, dass ein Check pro Jahr genügt. Ein Flug in die Schweiz pro Jahr. Damit komme ich auch der theoretischen Verpflichtung nach, wonach ich einmal pro Jahr in die Schweiz muss, um mich nicht abmelden zu müssen. Das wäre fatal, siehe oben, ich würde das Recht auf eine Krankenkassenabschluss verlieren. Der Hersteller hat nicht zuletzt eingewilligt, da ich seine App auf dem Handy installiert habe, die die Schrittmacher-Daten alle drei Monat ans Spital in der Schweiz sendet. Oder auch, wenn eine Störung auftauchen würde.

Wir diskutieten gar die Möglichkeit, die Tests nicht in der Schweiz zu machen, sondern hier im Siliman Medical Center. Das Spital hat erst kürzlich ein Herzzentrum eröffnet und arbeitet mit dem Hersteller, von dem auch mein Implatat stammt. Doch folgte schon bald die Ernüchterung. Der Typ Herzschrittmacher den ich mit mir herumtrage, ist in den Philippinen noch nicht zugelassen. Daher fehlen dem Spital auch die entsprechenden Geräte, um die Daten lesen zu können. He nu, so muss ich halt weiterhin einmal im Jahr in die Schweiz.

Mir macht etwas anderes Sorgen. In nicht allzuferner Zukunft muss ich mein Handy wechseln. Es ist ein Samsung 9plus und hat schon die dritte Batterie. Die erwähnte App läuft aber nur auf Apple iPhones oder Samsung Handys. Bei Samsung sind die allerneuesten Modelle jedoch nicht unterstützt, auch wenige Geräte der mittleren Klasse. Ich stehe jetzt vor der Wahl ein iPhone zu kaufen, was mir widerstrebt, oder ein Occasionsgerät von Samsung, denn die unterstützten Geräte sind alle nicht mehr auf dem Markt erhältlich. Es wäre fatal, wenn ich die Remote-Unterstützung nicht mehr hätte, dann müsste ich doch wieder zweimal in die Schweiz.

Schwere Krankheit

Keiner ist vor einer schweren Krankheit gefeit. Würde es mich treffen, ich hätte keine Familie hier in den Philippinen, die mich pflegen würde. So müsste ich wohl oder übel wieder in die Schweiz zurück und mich in die Obhut eines Pflegeheims begeben. Meine Söhne haben klare Anweisungen, was in einem solchen Fall zu tun ist. Ich will nicht, dass sie die gleiche Dummheit begehen wie ich, indem ich meine Mutter viel zu lange aus dem eigenen Portemonnaie pflegen liess. Einer der Gründe, weshalb ich heute nur von der AHV lebe.

Meine Krankenkasse

Ich bin allgemein versichert, mit dem Hausarztmodell, zudem habe ich eine Zusatzversicherung für Notfälle im Ausland und freier Spitalwahl in der Schweiz. Selbstverständlich bin ich auch Mitglied bei der REGA. Meine Versicherung ist nicht die allerbillgste. Und dennoch sehe ich keinen Grund, sie zu wechseln um ein paar Franken zu sparen.

Erstens musste ich noch nie eine Arzt- oder Spitalrechnung selbst bezahlen und damit quasi “Bank” spielen. Das ist nicht selbstverständlich. Eine zeitlang nahm ich Blutverdünner. Ich bekam vom Arzt ein Rezept für ein Jahr und die Krankenkasse bezahlte die frühzeitig bezogenen Medikamente ohne irgendwelches Nachfragen. Auch nicht selbstverständlich. Einmal musste ich doch ein paar Schachteln Medikamente hier in den Philippinen kaufen, eine Schachtel kostet knapp 400 Franken. Auch das hat mir die Versicherung anstandslos zurückvergütet.

Als ich in der Schweiz meinen Wohnort – ein anderer Kanton – wechselte, beantragte ich bei der Kasse, dass ich meinen Hausarzt behalten darf und auch weiterhin in das gleiche Spital gehe, in dem ich meinen Schrittmacher kontrollieren lasse. Die Begründung war, dass mein Patientendossier mittlerweile so dick ist, dass ein anderer Arzt Tage brauchen würde, um das alles zu verstehen. Denn der Kardiologe, der Hausarzt und ich trafen ein paar Entscheidungen, die nicht unmittelbar auf der Hand liegen. Der Bescheid der Krankenkasse war positiv, ich darf weiterhin den gleichen Arzt und das gleiche Spital konsultieren.

Diese Kulanz und Flexibilität ist mir etwas wert, da wechsle ich nicht, weil ich ein paar Franken sparen kann. Vielleicht geben diese Gedanken der einen oder anderen Person als Gedankenanstoss, sich zuerst über seine persönliche Situation klar zu werden, bevor sie die Versicherung wechselt.

Das Foto zeigt mich (ein wenig davon) im Jahre 2020, auf der Intensivstation des Triemli-Spitals in Zürich, nach einer leider erfolglosen chirurgischen Ablation. Nachdem die Vorhofflimmern doch wieder auftraten, entschieden Kardiologen und ich, dass wir mein Herz “philippinentauglich” machen, das heisst, den Sinusknoten veröden und ich fortan mit einem Herzschrittmacher weiterlebe.

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